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28.02.2024

„Bauen Sie Brücken von zwei Seiten!“

Interkulturelle Kommunikation: Über den Umgang mit Fremdheit und kulturellen Unterschieden in der deutsch-sambischen Zusammenarbeit

Die Teilnehmenden des Trainings | Foto: Stadtentwässerung Dresden

An zwei halben Tagen haben am 01. und 02. Februar 2024 Teams der Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz, des Zweckverbands Wasser und Abwasser Vogtland und der Stadtentwässerung Dresden die Gelegenheit genutzt, mehr über Tipps und Tricks sowie Fallstricke und Fettnäpfchen im Arbeitsalltag mit ihren sambischen Kolleg*innen zu erfahren.

Zum besseren Verständnis der sambischen Kultur begann der Kurs mit etwas Landeskunde. In Sambia mit seinen ca. 18 Millionen Einwohner*innen leben 72 bantusprachigen ethnischen Gruppen. Hinzu kommen noch die Gruppe der Khoisan, Inder, Europäer und Chinesen. Etwa 43 Sprachen werden in Sambia gesprochen. Der Ausbau des Kupferbergbaus in den 1930er Jahren führte zudem zu einer Zuwanderungswelle aus den umliegenden Ländern und Regionen. Vor diesem Hintergrund zeigt die sambische Bevölkerung eine große Toleranz gegenüber Fremden und ist geprägt von einer kulturellen Vielfalt.

Respekt im gegenseitigen Umgang wird daher sehr hoch geschätzt. Beim Aufbau einer Kooperation ist die Beziehungsebene von zentraler Bedeutung und gegenseitiges Vertrauen die Basis, auf der alles weitere aufgebaut wird – oder wie es der Trainer, der selbst aus Sambia kommt, formulierte: „Bauen Sie Brücken von zwei Seiten! Bauen Sie nur von einer Seite, können Sie allein drauf stehen, aber gemeinsam haben Sie keinen Platz."

Erst wenn die gemeinsame Brücke steht, gewinnt die Sachebene in Sambia an Bedeutung.

Die deutsche Arbeitsmentalität wirkt da eher gegenläufig. Zu gerne stellt diese die Sachebene von Anfang an in den Vordergrund, versucht über technische Projektplanung eine Kooperationsebene aufzubauen und verlegt „Persönliches“ als weniger wichtig eher auf das Ende des Arbeitstages. Kritik wird gerne offen, manchmal gnadenlos ehrlich geäußert – und die Beziehungsebene dadurch ge- und im schlimmsten Fall zerstört.

Auch die Fehlerkultur ist sehr unterschiedlich. Wird in Deutschland häufig versucht, durch komplexe Vorfeldanalysen und längere Planungsverfahren Fehler von Beginn an zu minimieren, heißt die Devise in Sambia eher „Ausprobieren!“, über Fehler zu lernen und Prozesse zu optimieren. Beide Wege können zum Ziel führen. Wichtig sei eine Offenheit hierfür, um die Motivation aller Beteiligten nicht zu schwächen, sondern zu stärken. Wichtig sei, sich Zeit zu nehmen, statt auf die Uhr zu schauen und gemeinsam zu versuchen, Dinge besser zu machen.

Eine gute, vertrauensvolle Beziehung schafft letztendlich ein Zugehörigkeitsgefühl zum Projekt und damit eine gute Basis für den Projekterfolg.

Diese und viele weitere Tipps nahmen die Teilnehmenden gerne an. Sie waren sich einig: „Eine großartige Veranstaltung, ein sehr sympathischer Mann mit viel Lebenserfahrung und -weisheit! Und man hat fürs Leben gelernt.“

Aber auch der Trainer zeigte sich zufrieden mit den Teilnehmenden: „Ihr seid eine gute Truppe, ihr passt alle nach Sambia!"

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Die Betreiberpartnerschaft ist Teil des EU-WOP-Programms, das von der EU finanziert und über die Global Water Operators' Partnerships Alliance (GWOPA) unter der Leitung von UN-Habitat verwaltet wird. Das Programm nutzt die nachgewiesene Fähigkeit von Versorgungsunternehmen, sich gegenseitig beim Erreichen der SDGs zu unterstützen.

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Der Kurs reiht sich ein in verschiedene Fortbildungsangebote, die den Partnerschaften im Rahmen der Betreiberplattform zur Verfügung gestellt werden. Neben Kursen in Landeskunde zu den unterschiedlichen Ländern der zahlreichen Partnerschaften und interkultureller Kommunikation konnten die Betreiber sich auch in Beratungskompetenzen schulen lassen. Auch wie durch die Partnerschaftsarbeit erzielte Wirkungen öffentlichkeitswirksam kommuniziert werden können, wurde durch eine Einführung in die projektbezogene Arbeit mit Social Media vermittelt. Weitere Angebote richten sich spezifisch an die besonders fordernden Rahmenbedingungen der deutsch-ukrainischen Solidaritätsbetreiberpartnerschaften: So wurde z.B. ein Training zu Resilienz in Krisenzeiten durchgeführt, um die Zusammenarbeit mit kriegsbetroffenen Partnern zu stärken.


erstellt von:
Burkhard Vielhaber in Zusammenarbeit mit Kristin Michalek-Görtz, Stadtentwässerung Dresden


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