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28.02.2024

Digitale Lösungen in Sambia

Einführung eines web-basierten Geoinformationssytems bei der Lukanga Water Supply & Sanitation Company

Rohrschaden | Foto: Uwe Raback

Seit mehr als drei Jahren befinden sich das sambische Wasserunternehmen Lukanga Water Supply & Sanitation Company (LgWSC), die Gelsenwasser AG und Emschergenossenschaft/Lippeverband in einer Betreiberpartnerschaft. Uwe Raback, Ingenieur für Geodatenmanagement, betreut seitens Gelsenwasser federführend das Thema Geografisches Informationssysteme (GIS) in der Partnerschaft.

Im Mai 2023 fand der erste Arbeitseinsatz des deutschen Experten beim Partnerunternehmen LgWSC statt. Hauptaufgabe des Aufenthaltes war es, den Zustand des GIS beim Partnerunternehmen zu begutachten und Verbesserungspotentiale zu benennen. Die GIS-Daten waren unvollständig und es bestand die Einschränkung, dass nur ein LgWSC-Mitarbeiter die Daten auf seinem PC hatte und diese somit nicht von allen Mitarbeitenden eingesehen und genutzt werden können.

Im Gepäck hatte Uwe Raback einige analoge Pläne mitgebracht, die von den Geomatiker-Auszubildenden der Gelsenwasser in der Hauptverwaltung in Gelsenkirchen gescannt worden waren. Diese Pläne sollten als Erfassungsgrundlage für fehlende GIS-Daten herangezogen werden.

Darüber hinaus stellte sich die Frage, wie die GIS-Daten allen sambischen Kollegen von LgWSC bereitgestellt werden können. Dabei war folgendes zu beachten:

  • LgWSC fehlen aktuell die Mittel für die Anschaffung von kommerziellen Softwareprodukten und deren jährlichen Lizenzkosten.
  • Die IT von LgWSC kann aktuell (noch) nicht eine umfassendere GIS-Landschaft mit Servern und Datenbanken betreiben.
  • Der GIS-Bereich von LgWSC besteht derzeit ausschließlich aus einem Mitarbeiter, der neben der GIS-Pflege auch noch als Netzingenieur tätig ist.

Zurück in Deutschland wurde die Lösungsidee erarbeitet, ein eigenes kleines Web-basiertes GIS (WebGIS) aufzubauen. Denn das mobile Internet funktioniert in der Regel gut in Kabwe. Mit Hilfe der kostenfreien GIS- Software QGIS erstellte Uwe Raback zunächst pilothaft ein automatisch generiertes, rudimentäres WebGIS.

Mit einem WebGIS können geographische Informationen, z. B. Leitungen und Hydranten, in einem Web-Browser angezeigt werden. Eine weitere wichtige Komponente ist ein Cloud-Anbieter, auf dem das WebGIS kostenfrei betrieben werden kann, damit es von mehreren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von LgWSC aufrufbar ist.

Nachdem die sambischen Partner dem Vorschlag zum Aufbau eines WebGIS, inkl. erweiterter Funktionalitäten wie z.B. der Erfassung von Objekten im Felde, zugestimmt hatten, wurde das WebGIS entsprechend erstellt.

Bei Veränderungen des GIS-Datenbestandes oder bei der Erfassung neuer GIS-Objekte muss das WebGIS manuell aktualisiert werden, da dies mit der aktuellen Lösung nicht live geschieht. Christopher Galla von Gelsenwasser hat jedoch dafür ein “Kochrezept” erstellt, mit dessen Hilfe der sambische Kollege das WebGIS in kurzer Zeit und stabil aktualisieren und damit die angezeigten Daten auf den neuesten Stand bringen kann.

Ein zweiter Arbeitsaufenthalt von Uwe Raback in Sambia fand vom 4. bis zum 13. November 2023 statt. Die Aufgabe bestand diesmal im Wesentlichen darin, weitere sambische Kolleginnen und Kollegen mit der Handhabung des WebGIS vertraut zu machen. Ebenso wurde gemeinsam der WebGIS- Aktualisierungsprozess trainiert.

Eine Hürde dabei war, dass der Download der aktuellen QGIS-Version mit einer großen Datenmenge sehr lange gedauert hat, da eine Breitband-Internetverbindung nicht vorhanden war.

Vor allem bei den WebGIS-Aktualisierungen werden die sambischen Partner weiterhin durch die Kolleginnen und Kollegen von Gelsenwasser unterstützt werden. Die georeferenzierte WebMap jederzeit auf dem Handy oder am PC sehen zu können, stellt bereits jetzt einen echten Mehrwert für LgWSC dar, z.B. bei der Reparatur von Leitungsschäden. Beim Rohrschaden im ersten Bild oben waren in der WebMap allerdings keine Leitungen dargestellt. Mittels der WebMap können somit auch Bereiche identifiziert werden, wo der GIS-Datenbestand unvollständig ist.

Daher gilt es für LgWSC nun, Schritt für Schritt den GIS-Datenbestand zu vervollständigen und die WebMap konsequent im Alltag einzusetzen. Perspektivisch kann auch die Vermessung mittels GPS ein Thema werden.

Das Beispiel des Einsatzes von GIS bei Lukanga zeigt, dass sich Lösungen aus dem deutschen Kontext nicht 1:1 übertragen lassen. Trotzdem entstehen im Austausch zwischen den Partnern angepasste Lösungen, die nachhaltige Verbesserungen beim sambischen Betreiber erzielen.

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Mehr zur Betreiberpartnerschaft Gelsenwasser AG - Lukanga Water Supply and Sanitation Company


erstellt von:
Uwe Raback, GELSENWASSER AG


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