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30.01.2024

„…als würde man sich schon ewig und drei Tage kennen.“

Eike Riediger arbeitet als Fachkraft für Abwassertechnik im Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband (OOWV). Im Rahmen der Partnerschaft mit der südafrikanischen Metropolgemeinde Buffalo City (BCMM) besuchte er Ende 2023 als Mitglied einer Delegation die Kläranlage East Bank dort und berichtet von seinen Erfahrungen.

Das Team auf der Kläranlage Mdantsane | Foto: OOWV

Knapp eine Woche besuchten die deutschen Fachleute – eine Delegation des Oldenburg-Ostfriesischen Wasserverbundes (OOWV) und des Wupperverbandes – die Anlagen der BCMM. Nach einer gemeinsamen Führung über die Kläranlage East Bank, welche die Pilotanlage der Arbeitsgruppe Abwasser ist, trennten sich die Arbeitsgruppen. Die Arbeitsgruppe Abwasser bliebt überwiegend auf der Anlage, während die Trinkwasserarbeitsgruppe die Talsperre Bridle Drift und die Wasseraufbereitung besichtigte.

Herr Riediger, warum engagieren Sie sich in der Betreiberpartnerschaft und wie profitieren Sie persönlich davon?

Eike Riediger: Persönlich habe ich mich sehr gut mit den südafrikanischen Kolleginnen und Kollegen, die uns im letzten Sommer besucht haben, verstanden. Ich finde es im Allgemeinen spannend, Fachwissen auch international auszutauschen und zu teilen, auch weil ich neugierig bin, wie es in anderen Ländern auf Anlagen aussieht und wie dort Abwasserreinigung funktioniert.

Was haben Sie in Südafrika gemacht?

Eike Riediger: Ich bin mitgefahren, um unsere südafrikanischen Kollegen bei ihrer Arbeit auf der Kläranlage zu begleiten, ihre täglichen Routinen kennenzulernen und Arbeitsabläufe besser zu verstehen. So wie bereits die Kollegen, die im Juli das Training bei uns absolviert haben.

Die besuchten Anlagen wurden in den 60er gebaut und zum Teil nur wenig modernisiert, weshalb die Kläranlagen nicht auf dem gleichen technischen Stand sind wie in Deutschland.. Aber man hat den Willen der Partner gesehen, das technisch auszubauen. Es war sehr interessant zu beobachten, wie sie das mit den Mitteln, die sie zur Verfügung haben, umsetzen. Eine der besuchten Anlage war äußerst modern, das hätte ich nicht erwartet.

Eine zweite Anlage, die wir besichtigt haben, war leider stark von Vandalismus betroffen. Die südafrikanischen Kollegen haben mir bereits bei unserem ersten Kontakt von dem Problem des Vandalismus berichtet. Aber wirklich das Ausmaß von Vandalismus zu sehen, hat mir die Augen geöffnet, wie gut wir es hier in Deutschland haben.

Gibt es viele Gemeinsamkeiten in der Zusammenarbeit und dem Betreiben der Kläranlagen dort und in Deutschland? Wo sehen Sie da Schnittstellen?

Eike Riediger: Unterschiede in der Abwasserreinigung gibt es eigentlich kaum, jede Anlage funktioniert vom Grundprinzip her gleich. Es ist lediglich der Stand der Technik, in dem sich die Anlagen unterscheiden.

Wie sehen diese Unterschiede konkret aus?

Eike Riediger: Was wir zum Beispiel automatisiert haben, ist dort noch viel Handarbeit. Unter anderem: Wir haben bei uns sogenannte Rechen, die dafür zuständig sind, die groben Feststoffe aus dem Abwasser zu entfernen. Sie sind die erste Reinigungsstufe einer Kläranlage. Es sind parallel nebeneinander angeordneten Rechenstäben, die senkrecht im Wasser stehen. Da fährt automatisch ein Kamm durch, und über ein Abstreifblech und wird dann das sogenannte Rechengut weggefördert. In Südafrika werden die Rechen noch mit Handarbeit mit Harken gereinigt.

Das Lohnniveau ist nicht so hoch in Südafrika. Vielleicht ist es ja ganz gut, wenn der Prozess arbeitsintensiver ist, oder hat dies technische Implikationen?

Eike Riediger: Es ist auf jeden Fall der Gesundheit nicht zuträglich, da so dicht dran zu stehen. Des Weiteren: bei uns haben wir viel digitalisierte Werteerfassung: wie die Laufzeiten von beweglichen Maschinenteilen sind, Stromaufnahme, usw. Das wird in East Bank noch alles handschriftlich festgehalten. Das digital zu haben, wäre arbeitserleichternd und man hätte dann zwei, drei Arbeitskräfte frei, um andere Arbeiten auf der Anlage durchzuführen.

Was haben Sie für die Zukunft der Partnerschaft geplant? Was sind die nächsten Schritte?

Eike Riediger: Soweit ich informiert bin, möchten wir diese On-The-Job-Trainings weiter ausbauen und zu einem festen Teil unserer Partnerschaft machen. Hierzu, ist jetzt noch ein Besuch der südafrikanischen Kolleginnen und Kollegen bei uns in Deutschland geplant. Diesmal dann andere als die, die im letzten Sommer mit dabei waren. Auch haben wir uns geeinigt 12 Weiterbildungsmodule für Klärwärter gemeinsam in den nächsten Jahren zu entwickeln, die nicht nur das Prozessverständnis sondern auch Fehlerbehebung vertiefen.  

Soweit ich weiß, ist man auch in Südafrika dabei, Mittel freizumachen, um Anlagen zu modernisieren. Hier liegt der Fokus ein Betriebstagebuch für die Kläranlage East Bank zu implementieren.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Wo würden sie gerne in zwei Jahren im Rahmen der partnerschaftlichen Zusammenarbeit stehen?

Eike Riediger: Aktuell läuft die Ausbildung der Angestellten in Südafrika nur über die Vermittlung von theoretischem Basiswissen. Ich würde mir wünschen, dass es eher wie in Deutschland organisiert ist: Eine 3-jährige Ausbildung mit Elektrowissen, mit technischem Wissen, also Metallbearbeitung, Schweißen, Rohrleitungsservice, usw. und auch Laborerfahrung. Dass man ein breites Spektrum an Fachwissen vermittelt bekommt und dann auch in der Lage ist, ohne externe Arbeiter, ohne externes Labor die Anlagen vernünftig zu betreiben, auf einem Stand der Technik, die es gewährleistet, dass das Wasser gründlich gereinigt werden kann.

Wie ist es Ihnen ergangen, als sie in Südafrika angekommen sind?

Eike Riediger: Das war sehr, sehr herzlich und wirkte nach ein paar Tagen schon, als würde man sich schon ewig und drei Tage kennen. Man konnte sich sowohl fachlich wie auch privat gut unterhalten. Es war sehr schnell eine angenehme, freundschaftliche Atmosphäre. Das hat meine Mitreise sehr erleichtert und motiviert mich, mich auch weiterhin einzubringen.

 

Vielen Dank für dieses Gespräch!


erstellt von:
Ein Interview von Burkhard Vielhaber


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