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08.11.2021

Aus „ONLINE“ wird „PERSÖNLICH“

Update aus der Betreiberpartnerschaft mit Lvivvodokanal

Blick auf die Belebungsbecken | Foto: Willy Lenk, Stadtentwässerung Dresden GmbH

Nachdem die Partner der Stadtentwässerung Dresden (SEDD) und Lvivvodokanal bisher im Pilotprojekt ausschließlich online zusammengearbeitet hatten, konnte Ende September endlich ein persönliches Kennenlernen mit den internationalen Kolleginnen und Kollegen stattfinden. Bereits im Juli wurde die Einladung ausgesprochen, einen Besuch auf der ukrainischen Seite mit der Teilnahme am „Ecoforum 2021“ in Lviv und der 120-Jahrfeier anlässlich des Bestehens des kommunalen Wasserunternehmens Lvivvodokanal zu verbinden.

Wichtige Erkenntnisse

Mit dem Besuch in Lviv konnten nun endlich die Gegebenheiten vor Ort begutachten und entsprechend für die Projektarbeit eruiert werden. Das Kennenlernen der Verwaltungs- und Anlagenstruktur sowie der Arbeitsweise wurden von dem Kollegen Volodymyr Bilynskyy mit einem ausgiebigen Rundgang ermöglicht. Nachhaltig beeindruckend war für die Dresdner Delegation das hochmoderne Kundencenter, welches bis zu 500 (!) Kunden täglich hinsichtlich Abrechnungen und Tarifen empfängt, betreut und berät. Ferner bietet der Geschäftsführer Dymytro Vankovych monatlich eine Sprechstunde an, um v.a. Fragen der Bürgerinnen und Bürger bezüglich der Tarifstruktur zu beantworten. In Lviv wird sehr proaktiv auf die Öffentlichkeit zugegangen und um Verständnis für die notwendigen Gebührenerhebungen geworben. Denn leider ist die Akzeptanz der Bevölkerung in der gesamten Ukraine für anfallende Abwassergebühren sehr gering.

Anschließend fand eine Führung mit dem jungen Ingenieur, Yevgen Pokotskyy, über einen Bereich der vierteiligen Kläranlage der Stadt Lviv mit ihren rund 700.000 Einwohnern, statt. Mit dem Lauf des Abwassers folgte die Besichtigung der Schlüsselanlagen. Auf der Kläranlage befindet sich eine Mischung aus einer maroden baulichen Grundsubstanz der 1960er Jahre und punktuellen Modernisierungen, wie z.B. am Feinrechen und an wenigen Klärbecken. Es spiegelt sich eine ähnliche Situation wider wie in vielen ostdeutschen Kommunen nach 1990, weswegen die ukrainischen Kolleginnen und Kollegen sehr an der Historie und den Erfahrungen der SEDD interessiert sind. Das technische Bedienpersonal auf der Kläranlage ist im Schnitt deutlich älter als 60 Jahre! Umso mehr hat sich herauskristallisiert, dass die Aspekte Nachwuchsgewinnung, Personalqualifizierung, Anreizsystem für Beschäftigte sowie die Aufwertung des Berufs des Abwassertechnikers zentrale Bausteine des Projektes sind und sein müssen.

Im zweiten Tag stand die Teilnahme an der Konferenz „Ecoforum 2021“ auf der Agenda, einer Veranstaltung, die einen Beitrag zur nachhaltigen Wasserstrategie der Ukraine leistet. Politische Vertreterinnen und Vertreter, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Unternehmen und Hersteller aus dem Wassersektor tauschten sich konstruktiv-kritisch zu Themen, wie Regulierung der Wasserwirtschaft sowie Tarifbildung aus. Im Themenkomplex der Investitionsprojekte wurde die internationale Kooperation vorgestellt und der Wunsch nach einem starken Netzwerk ukrainischer Betreiber bekräftigt, unterstützt durch den Verband Ukrvodokanalekologija. Am Abend fanden die zwei intensiven Tage mit den ukrainischen Kolleginnen und Kollegen aus der Partnerschaft einen geselligen Ausklang, bevor es am 24.09. zurück nach Dresden ging.

Wie geht es weiter?

Die Reise bot trotz des knappen Zeitfensters die Möglichkeit, wertvolle Erkenntnisse zu den maßgeblichen Themen zu gewinnen. Online wurde ein solider Projektstart generiert, aber erst durch eine persönliche Komponente nehmen Projektideen Gestalt an und die Zusammenarbeit wird vertrauensvoller. An diesen Zustand wird nahtlos angeknüpft und einige Kolleginnen und Kollegen werden bereits im November erste Fachthemen im Detail erörtern, Schulungen vornehmen und den zugrundeliegenden Arbeitsplan verfeinern. Die Mitarbeitenden der Stadtentwässerung Dresden GmbH freuen sich schon darauf, im neuen Jahr eine Delegation aus der Ukraine in Dresden und den deutschen Partnern, den Berliner Wasserbetrieben und den Stadtentwässerungsbetrieben Köln, empfangen zu dürfen

Impressionen


erstellt von:
Willy Lenk & Kristin Michalek-Götz, Stadtentwässerung Dresden GmbH


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